"Welches war dein Preis?", lautet die große Frage der Moritat von Mackie Messer direkt zu Beginn der Dreigroschenoper. Sie ist als thematisches Band zu verstehen, welches das gesamte Werk umspannt. Wann werfen wir unsere moralischen Prinzipien über Bord? Und ist der Mensch schlecht oder Opfer seiner Umstände?
Den weitreichenden Implikationen dieses Stückes von Bertolt Brecht und Kurt Weill möchte ich eine (weitere) visuelle Bühne bieten. Dazu nutze ich den von Bertolt Brecht geprägten V-Effekt in meinem Design.
Moral, Käuflichkeit
& der V-Effekt
Brecht!
"V-Effekt" steht für Verfremdungs-Effekt. Dieses Wort beschreibt die beabsichtigte (Wirk-)Mechanik Brechts epischen Theaters. Während andere theatertheoretische Ansätze (wie etwa das aristotelische Theater) auf eine Identifikation mit den Figuren und das Vergessen der Theatersituation setzen, möchte Brecht die Zuschauenden sowie die Darstellenden mittels verfremdender Elemente bewusst machen, dass es sich um eine Darbietung handelt. Der Fokus des Publikums wird auf die Absichten der Erzählung gelenkt; was steht thematisch im Vordergrund? Wie stehe ich zu den gezeigten Problemen?
"In den (...) Theatern (...) suchen und finden moderne Menschen immer wieder Momente (...) des Berührt-, Bewegt- und Ergriffenwerdens."
-Hartmut Rosa; Resonanz; S. 479
Die Akzidenz Grotesk bildet dem recht unruhigen texturierten Hintergrund einen visuell entgegenwirkenden Anker. Ihre Geschichte als politisch wichtige und in ihrer Absicht klaren Schrift macht sie zu einer mehr als geeigneten Partnerin der Bildwelt. Der neue Name der Inszenierung "Welches war dein Preis?" erzeugt Spannung und fasst die Grundbestrebungen des Werkes zusammen.
Die digitale Collage zeigt physisch eingescannte und übereinander geklebte Textpassagen der Dreigroschenoper. Motive entstehen aus der Überlagerung alter Zeitschriften und dieser Prozess verweist auf das Selbstverständnis des Plakates und appelliert an das kritische Auge der Betrachtenden. Die höchst politischen Passagen Brechts sind nach wie vor aktuell und fungieren in ihrer Collagierung als visueller V-Effekt.